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Mittwoch, 16. März 2022

Das Lebensrisiko ist für Andreas West ein ständiger Begleiter in seinem Berufsleben. Der 63-Jährige ist Sprengmeister bei der Tauber Delaborierung GmbH und entschärft seit mehr als 30 Jahren die gefährlichen Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg. Jetzt hat ihn Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Thüringen ist die Heimat des Tauber-Sprengmeisters. Die Mitarbeiter des bundesweit und international tätigen Spezialunternehmens mit Sitz in -Nürnberg und Erfurt gehen häufig dorthin, wohin es die wenigsten Normalbürger verschlagen: Zu einem der größtmöglichen Gefahrenpunkte unserer Zeit, zu Fliegerbomben, die vielerorts noch im Erdreich verborgen liegen.

Bombenfunde sind regelmäßig in den Schlagzeilen. Fast 77 Jahre ist das Ende der Kämpfe nun her. Experten schätzen, dass dennoch rund die Hälfte aller Blindgänger noch geborgen werden muss. Werden die gefährlichen Kriegsüberreste gefunden, dann rücken Spezialisten wie Andreas West an und sorgen für Sicherheit. Was für den Laien einfach eine Gefahr darstellt, ist für den dreifachen Familienvater eine Risikoabwägung. „Manchmal lassen sich die Bomben nicht entschärfen“, sagt West. Wenn es zu gefährlich für seine Leute und ihn werde, dann würden sie eher sprengen. Alltag für einen erfahrenen Fachmann wie West. Für alle anderen Beteiligten wie Anwohner eine Ausnahmesituation mit Evakuierung, stundenlangem Ausharren fern von der eigenen Bleibe und bei vielen Unbehagen, ob die eigenen vier Wände nachher wieder genauso vorzufinden sind.

Ist Andreas West verantwortlich für eine Entschärfung, stehen die Chancen gut, dass letztlich alles gut ausgeht. Seine Bilanz ist makellos: 100 Blindgänger hat er erfolgreich entschärft oder gesprengt. Niemals ist jemand zu Schaden gekommen. Wenn er nach seiner Motivation gefragt wird, stellt sich heraus, dass es dem Thüringer nicht um einen Nervenkitzel geht. Vielmehr sieht er sich in der Verantwortung. Das Risiko seines Berufs hat sich im Laufe der Zeit immerhin gesenkt. Wo er früher dem freigelegten Zünder mit Rohrzange, Hammer und Meißel zu Leibe rückte, konnte er nach einiger Zeit sogenannte Raketenklemmer einsetzen. Damit ließen sich die Zünder leichter rausdrehen. Mittlerweile kommen bei der Kampfmittelräumung moderne Wasserschneidsysteme zur Anwendung. Mit dieser Technik können die Munitionsspezialisten aus sicherer Entfernung die Entschärfung vornehmen.

Alles gut also? Persönlich kann Andreas West auf ein erfülltes Berufsleben zurückblicken. Jedoch bereiten ihm die –trotzdem noch verbleibenden Hinterlassenschaften aus dem 2. Weltkrieg (so oder ähnlich, Munitionsreste ist ein eigenes Thema für sich) Sorgen. Denn auch wenn er weit über das Rentenalter weitermachen möchte, klafft eine Lücke beim Entschärfer-Nachwuchs. Das könnte in einigen Jahren zum Problem werden. Klar ist: Der Weg in diesen Beruf ist kein leichter. „Wer entschärfen möchte, muss erst mal ein Jahr graben und lernen mit Munition umzugehen“, betont der Sprengmeister. Kein Job für jeden. „Außerdem müssen die Kandidatinnen und Kandidaten körperlich und seelisch dafür geeignet sein.“ Letztlich zählen dann das Teamwork und die Erfahrung.

Das Bundesverdienstorden ist eine Auszeichnung, mit der der 63-Jährige nicht gerechnet hatte. Er sieht es auch nicht als persönliche Würdigung. „Das ist nicht für mich, sondern das Kollektiv“, sagt West. Alleine könne er gar nichts ausrichten. Der Teamgedanke steht klar im Mittelpunkt. „Mein Wunsch für die nächsten Jahre ist, dass wir weiterhin unfallfrei bleiben und dass meine Kollegen nicht zu Schaden kommen.“

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K. A. Tauber Spezialbau GmbH & Co. KG